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Eine Menge Vorurteile werden mit Judith Hermanns Debütwerk beseitigt: Erstens, es gibt doch gute deutsche Nachwuchsautoren, zweitens, die Gattung der Erzählung ist nicht tot, und drittens, deutsches Schreiben ist per se nicht schwerfällig und grüblerisch, sondern kann, so zeigt Sommerhaus, später, sehr leichtfüßig und virtuos daherkommen. Die Erzählperson schlüpft in neun Geschichten in verschiedene Rollen und Geschlechter: Mal ist sie Enkelin, mal Geliebte, mal Künstler, mal Zuhörer. Und manchmal auch bloß Erzählerin. So schnell sie eine Intimität zum Leser aufbaut, so schnell endet die Geschichte auch wieder und es beginnt eine neue. Personen treten in das Leben der Protagonisten und gehen wieder, reißen kleine Wunden, die lange schmerzen. Da ist der alte, einsame Mann, der seine Klassikkassetten einem jungen Mädchen schenkt, obwohl sie ihn versetzt; oder Sonja, die wie ein naives Kind in einen Maler verliebt ist und dann wie ein Geist wieder aus seinem Leben verschwindet. Gute und Böse gibt es nicht, nur Unvermögen oder Großzügigkeit. Hermanns Kunst ist unmittelbar: direkte Rede, reale Vergleiche, detaillierte Wahrnehmung. Und doch bleiben die Erzählungen angenehm unvollständig. Als hätte jemand eine Kamera auf ein paar Personen in Berlin oder New York oder sonstwo gehalten und wieder ausgeblendet. "Du musst lernen zu warten", sagt einer ihrer Protagonisten, "auch auf die kleinen Ereignisse". Judith Hermann hat für Sommerhaus, später den Förderpreis des Bremer Literaturpreises 1999 erhalten. In der Begründung der Jury heißt es: "Judith Hermann formuliert in atmosphärisch dichter Prosa und mit großer sprachlicher Sicherheit das Lebensgefühl von Menschen, die in Liebe und Angst befangen, das wirkliche Leben verfehlen und das Scheitern der eigenen Lebenspläne mehr melancholisch beobachten als trauernd erleben." --Bettina Albert
Über den Autor und weitere Mitwirkende
Judith Hermann wurde 1970 in Berlin geboren. Nach einer journalistischen Ausbildung und einem Zeitungspraktikum in New York erhielt sie 1997 das Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste. 1998 erschien ihr erstes Buch »Sommerhaus, später«, dem eine außergewöhnliche Resonanz zuteil wurde. Im selben Jahr wurde ihr der Literaturförderpreis der Stadt Bremen zuerkannt, 1999 der Hugo- Ball- Förderpreis und 2001 der Kleist- Preis. Judith Hermann lebt und schreibt in Berlin.
Produktinformation
Taschenbuch: 187 Seiten
Verlag: Fischer; Auflage: 6th (22. Juli 1999)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3596223946
ISBN-13: 978-3596223947
Größe und/oder Gewicht:
12,8 x 1,7 x 19,2 cm
Durchschnittliche Kundenbewertung:
3.1 von 5 Sternen
58 Kundenrezensionen
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Wenn in Deutschland im Bereich Kunst und Kultur etwas dermaßen hochgejubelt wird, dann ist es meistens ziemlicher Käse und genau so verhält es sich leider auch hier: Dieses Werk ist weder literarisch ansprechend, noch hat es überhaupt einen Funken Unterhaltungswert.Der bewusst distanzierte, ewig lakonische Stil der Autorin mit den immer selben Stilmitteln (Wiederholungen, Inversionen) nervt schon nach wenigen Seiten und auch die oft bemühte Farbsymbolik wird dadurch nicht besser, dass man sie andauernd einsetzt wie mit der Brechstange - scheinbar war die Autorin hier selber berauscht von der vermeintlichen Wirkung.Die hölzernen Dialoge der Figuren in den einzelnen Erzählungen erscheinen durchweg arg konstruiert und ich bezweifle wirklich, dass jemand tatsächlich so spricht oder je so gesprochen hat. Die Handlung der einzelnen Texte, auch wie beiläufig erzählt, mag an keiner Stelle so richtig zu fesseln. Es gibt keine Atmosphäre, keine interessanten Protagonisten, einfach nichts, was den Leser auch nur ansatzweise in seinen Bann zieht. Die Handlungen plätschern vor sich hin, man trinkt, sitzt mit angezogenen Knien irgendwo rum, feiert coole Partys, ohne dass sie cool sind, fährt in der Gegend rum, hört Musik oder macht sonstwas. Einen Spannungsbogen sucht man also schon mal vergeblich. Selbst potenzielle Liebesaffären (z. B. zweites Kapitel, "Cat" auf der Insel oder "Sonja") vermag die Autorin so dermaßen kalt, unglaubwürdig und wenig inspirierend darzustellen, dass dagegen eine Darmspiegelung noch erotisch wirkt. Dieser wohl gewollt lässig wirken sollende Stil hat in Verbindung mit der öden Handlung einfach nichts, das ist nicht cool, das ist nicht modern, das nervt einfach nur. Auch wenn man meine persönliche Meinung noch abzieht, bleibt sicherlich nicht so viel über, dass man hier vom "Beat einer ganzen Generation" sprechen könnte. Und ich nehme es der Künstlerin wirklich übel, dass sie uns Lesern diese konstruierten und völlig unglaubwürdigen Versatzstücke wie z. B. die Beziehung der Ich-Erzählerin zu diesem fischartigen Geliebten aufbinden will. Ganz ehrlich: Was soll sowas? Das passt vorne und hinten nicht und leider lassen die Figuren keine Tiefe zu, sodass man wenigstens verstehen könnte, warum z. B. diese Frau (Ich-Erzählerin) nun diesen scheinbar abstoßenden und wortkargen Loser liebt, der ständig zum Therapeuten geht und ansonsten so gar nichts zu bieten hat. Und so ist eigentlich jede der Erzählungen (von Kurzgeschichten möchte ich hier nicht sprechen, so wie manche hier, diese Textsorte ist deutlich verdichteter, pointierter und enthält einen besonderen Moment/Wendepunkt im Leben eines Menschen) künstlich und unglaubwürdig, ohne dabei aber ins Fantastische zu entgleiten. Und genau dieses langweilige Herumschweben in der endlosen Belanglosigkeit macht das Werk so schwach. Einzig "Das Ende von etwas" hat mir zum Teil gefallen, etwas verdichteter wäre es eine durchaus gelungene Kurzgeschichte mit einem dramatischen und skurrilen Ende/Höhepunkt.Nach 188 Seiten hat man sich durch eine öde Landschaft gequält, die einem so gar nichts bietet. Man fragt sich am Ende, was diese vor Langeweile, Beliebigkeit und Einfallslosigkeit strotzende Textproduktion eigentlich soll. Ein Lebensgefühl einer Generation ist das wohl kaum, so wenig aufregend ist sicherlich noch nicht mal die "Generation Golf."Fazit: Völlig überschätztes Werk, an dem zumindest ich rein gar nichts finden kann und ich bin schon sehr tolerant und experimentierfreudig.Schade um meine Lebenszeit.
Ich habe das Buch in der Schule gelesen und muss enttäuschend sagen, dass mir Hermanns Schreibstil nicht sehr zusagt. Ihre Diktion gefällt mir allgemein nicht und auch die Handlung hat mich nicht sehr gefasst, sodass das Lesen letztlich qualvoll war.Dies ist meine eigene Meinung, hier kommt es auf das Individuum an, wie er das Buch rezensiert.
statt Blumen zur Grillparty. Buch ist beim Beschenkten auch gut angekommen. Liest sich schnell und ist was für die Abendstunden.
Tolles Buch
Sprache als Punktlandung, sorgfältige, etwas melancholische Inszenierungen von Menschen, die zuviel rauchen, trinken und es dabei irgendwie schaffen, dann doch nicht zu leben.
In ihrem Erstlingswerk namens "Sommerhaus, später" (anno 1996) bot die gebürtige BerlinÂerin Judith Hermann acht Erzählungen dar, die durch ihren bemerkenswerten Beobachtungs- und Sprachstil den Kritikern positiv auffielen. Marcel Reich-Ranicki urteilte, sie sei eine "herÂvorragende Autorin" und ihr Erfolg werde groß sein. Hellmut Karasek wertete ihren Stil als "Sound einer neuen Generation".Stellvertretend für die acht Erzählungen sei zu der zweiten, 'Hurrikan (Something farewell)' betitelten Erzählung das Folgende gesagt: Auf einer Insel in der Karibik (vermutlich auf Jamaica) wird von zwei deutschen Urlauberinnen (Christine und Nora) ein Spiel namens 'Sich-so-ein-Leben-vorstellen' gespielt. Das Spiel sei ohne Regel, wenn davon abgesehen wird, dass "man" Rum-Cola darzu trinken solle, derweil es heiß und ein sternklarer AbendÂhimmel zu sehen seien möge: "Stell dir vor!" fordert Nora auf.Aber sie stellen sich kein Leben vor, sondern ein von ihnen nur teilweise gesehenes Dasein, das sie als "ein Leben" erachten und etwas hinzudenken und -werten. So nehmen sie Lovy, die Gemahlin Cats, zwei eingeborene Eilandsbewohner, und stellen sich die hohle NichtÂigÂheit eines solchen Seins ohne tiefere Gespräche vor, das sie dennoch 'Leben' nennen und sich als ein Solches denken. Und genau dieser Verwechselung erzählt die AutorÂin hinterÂgründig: Die beiden Urlauberinnen sind bei Kaspar, einem Deutschen, der auf der Insel dauerÂhaft wohnt, und fragen ihn, wieso er das tue. "..., weil ich hier glücklich bin. Glücklicher als anderswo, ...", antwortet er. Und dies vage "Glück" schwebt über die ganze erzählte EpiÂsode des Daseins der Christine, die vor einem angekündigten Hurrikan das Eiland ohne Nora verlässt. Die Menschen sind zwar da, kommen jedoch nirgends an. Sie träumen des Glückes, finden es jeÂdoch auch in der Karibik nicht, wo sie besten Falles glücklicher als anderswo werden, sprich: lediglich minder unglücklich. Sie leben tiefenlos und gelangweilt vor sich hin, rauchen Zigaretten, nehmen unablässig Haschisch und Rum zu sich, und finden weder sich noch die innere Mitte geschweige denn das Glück.Und diese Grundstimmung durchzieht alle acht Erzählungen wie ein roter Faden: Ankunfts- und Tiefenlosigkeit der Menschen in dieser unserer Zeit. Sie arbeiten auf eine Zukunft hin (das 'später' im Buchtitel), die so nicht kommt. Ihre Daseinsträume erfüllen nicht: sich nicht und die sie Träumenden nicht. In gleichbleibend lakonischer Sprache listet Judith HerÂmann die LeidÂensÂähnlichkeit der Menschen in verschiedenen Orten und Daseinsarten auf; Menschen, die der einen selben Durchschnittsideologie folgen: das Glück ohne Geist als möglich zu erÂachten und zu suchen. Und keiner findet es. Ein erschütterndes Buch, das am Ende schale RatÂlosigkeit betreffs eines solchen Daseins hinterlässt. Und die Gewissheit, dass erfolgreiche Geistvermeidung deren Ursache ist.
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"Sommerhaus,später" ist für mich etwas schwächer als "Nichts als Gespenster".Zwei Geschichten haben nicht die Eleganz und Überraschung wie der Rest.
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